Welt Aids Tag 2014 – Schleife zeigen!

Schleife zeigen … nicht nur am Weltaidstag.

Dieses Thema liegt mir persönlich sehr am Herzen und ich möchte euch heute hier offen dazu auffordern, auch die rote Schleife zu zeigen. Ob auf eurem Blog, bei Instagram, Facebook oder einfach nur privat für euch. Egal wie ihr mitmacht – es ist wirklich eine ernste Sache und zeigt eure Solidariät und Einstellung zu diesem ernsten und wichtigen Thema.

Wer auch Schleife zeigen möchte darf sich diese Schleife hier gerne mitnehmen :

World_Aids_Day_Ribbon2014

World_Aids_Day_Ribbon2014

World_Aids_Day_RibbonDer Weltaidstag findet wie jedes Jahr heute wieder am 1. Dezember statt. Ein Tag, an dem die verschiedensten Menschen, Medien, Prominente das Thema noch mal ordentlich aufgreifen und in der Öffentlichkeit publik machen. Nach wie vor finde ich persönlich diesen Tag und das Thema sehr wichtig , da es traurigerweise doch noch bei Einigen erheblich an Fachwissen und Offenheit speziell zu diesem Thema fehlt.

Wie stecke ich mich eigentlich an? Was sind die genauen Übertragungswege? Wie schütze ich mich richtig? Was genau ist der Unterschied zwischen HIV und Aids eigentlich? (Ausführliche und toll beantwortete Fragen findet ihr dazu auch auf: Welt-Aids-Tag.de ) Unwissenheit führt oft zu Mißverständissen und schürt unnötige Ängste, die einen dazu verleiten, seine Mitmenschen falsch zu behandeln oder gar zu diskriminieren.

Ich kann da leider auch aus eigener Erfahrung sprechen:

Das schockierendste Erlebnis war mitunter, als ich damals im ersten Ausbildungsjahr als Zahnmedizinische Fachangestellte eine Patientin betreut habe die bei Ihrem Besuch in Tränen ausgebrochen ist und mich ängstlich gefragt hat ob wir sie überhaupt behandeln würden. Verdutzt fragte ich sie warum. Die Patientin hatte HIV und wurde schon von mehreren Ärzten weggeschickt oder mit banalen Ausreden abgespeist. Ich war entsetzt, wie grade Ärzte so reagieren können. Dass der Otto-Normalverbraucher sich vielleicht nicht mit dem Thema auseinander setzt kann ich ja noch nachvollziehen, aber bei Ärzten ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich konnte sie Gott sei Dank beruhigen, da mein Chef auch der gleichen Ansicht wie ich war und er da keine Unterschiede gemacht hat ob sie nun krank ist oder nicht .

Im Gesundheitswesen arbeiten wir Helferinnen nach Hygienevorschriften und die sind nun mal so ausgelegt und darauf abgestimmt, dass man auch geschützt ist wenn man diese richtig anwendet. Neben HIV gibt es ja auch noch andere Krankheiten wie Hepatitis, vor der man sich dort schützen muss, denn nicht jeder Patient gibt diese Erkrankung in der Anamnese (Gesundheitsbogen – Krankengeschichte des Patienten) an oder er weiß manchmal überhaupt gar nicht, dass er erkrankt ist. Deshalb gilt es sich immer richtig und gut  zu schützen. Schutzkleidung: Handschuhe, Mundschutz, Schutzbrille + die Sterile Aufbereitung aller Instrumente und das Desinfizieren des Behandlungszimmers.

Wie sollte man mit einem HIV Patienten umgehen? Klare Antwort: Ganz normal. Man sollte zwar einiges beachten, jedoch auch nicht vergessen, dass es ganz normale Menschen mit Gefühlen sind. Sie wollen auch nicht behandelt werden wie Kranke, nur weil sie offen darüber sprechen.

Ich selber bin zusammen mit meiner Schwester mit einer alleinerziehenden HIV-erkrankten Mutter groß geworden und der gemeinsame Alltag unterschied sich nicht viel von dem anderer Kinder ohne erkrankte Elternteile. Damals gab es diesen großen Skandal in Hamburg, bei dem verseuchte Blutkonserven an Erwachsene und Kinder weitergegeben wurden. Meine Mutter war leider eine der Betroffenen gewesen, da sie nach einem schweren Unfall mit Blutkonserven versorgt werden musste, und so mit dieser schweren und unheilbaren Krankheit angesteckt worden ist. Es gab natürlich eine Entschädigung vom Krankenhaus, womit meine Mutter uns, auch mit der tollen Hilfe meiner restlichen Familie die uns immer zur Seite stand und uns auch seelisch unterstützt hat wenn es mal wieder etwas schwieriger gewesen ist, groß bekommen hat. Diese Entschädigung hat uns vielleicht finanziell sorgenfrei leben lassen, hat aber nie die das entschuldigt was meiner Mutter angetan worden ist.

Heute wird sowas sicher nie mehr passieren, da Menschen aus ihren schweren Fehlern lernen und es in diesem Fall einfach besser machen. Sie war damals wohl nur zu falschen Zeit am falschen Ort – oder vielleicht auch nicht? Damals war sie in der Versicherungsbranche tätig und ist steil die Karriereleiter nach oben gestiegen. Vielleicht gäbe es mich und meine Schwester auch überhaupt nicht, wenn sie nicht den schweren Unfall gehabt hätte, da sie erst danach überhaupt ihren großen Kinderwunsch gehabt hatte.

Ihr fragt euch sicher ob ich und meine Schwester oder mein biologischer Erzeuger auch erkrankt sind? Nein, sind wir nicht. Es wurde sofort getestet, als dieses schreckliche Ergebnis nach unserer Geburt herauskam. Da ich im Gesundheitswesen arbeite wird das sowieso immer mal wieder untersucht.  Wir hatten wirklich  großes Glück, dass wir ohne diesen schrecklichen Virus aufwachsen konnten und nicht erkrankt sind.

Es gibt leider auch andere Fälle, aber in der Mehrzahl ist es gut ausgegangen, da die Übertragungswege der Krankheit nicht so einfach sind bzw. so schnell gehen, wie sie oft und falsch dargestellt werden.

Wir sind ganz normal mit unserer Mutter aufgewachsen. Haben gespielt, gekuschelt und geknuddelt, wurden in den Arm genommen und haben keinerlei Berührungsängste gehabt, da meine Mutter uns auch schon im frühen Kinderalter erklärt hat, was sie genau hat und warum sie aus dem Raum gegangen ist wenn sie sich mal mit einem Messer versehentlich geschnitten hat und sich versorgen musste. Es war wirklich nicht immer leicht für sie. Gerade weil sie mit dem Thema offen umgegangen ist. Neben Freunden, die damit nicht klar gekommen sind, gab es auch Diskriminierungen durch nicht betroffene Menschen. Mit ihrer Offenheit hat sie mein Verständnis geweckt und mich die Dinge mit anderen Augen sehen lassen. Dass man Dinge hinterfragen sollte und nicht gleich in Panik verfallen, sondern dass man sich erst mal die Hintergründe vor Augen führt und sich anschließend erst seine Meinung bildet bevor man einem Menschen versehentlich vor den Kopf stößt. Ich möchte die Krankheit hier ganz sicher nicht verharmlosen. Diese tödliche Krankheit ist nach wie vor ein ernstes Problem, und ich hoffe sehr, dass ich es für meine Mutter noch miterleben darf, dass ein endgültiges Heilmittel gefunden wird und allen betroffenen Menschen geholfen werden kann. Ich möchte euch nur dazu aufrufen, euch auch auf ernste Dinge einzulassen, keine Vorurteile zu haben und euch nicht zu scheuen zu fragen wenn mal irgendetwas unklar sein sollte. Habt keine Angst und setzt euch mit dieser Krankheit etwas genauer auseinander, auch wenn ihr nicht betroffen seid.

Lange hab ich überlegt, ob ich euch einen kurzen Einblick in meine bzw. unsere Geschichten geben geben sollte oder nicht. Ich bin aber zu dem Entschluss gekommen, dass dieses ernste Thema nicht unter den Teppich gekehrt werden darf und wollte heute einfach mal offen drüber schreiben, so wie meine Mutter mit ihrer Krankheit offen umgegangen ist.

Da sich damals eine ganz bestimmte Organisation besonders tatkräftig um meine Mutter gekümmert hatte und ihr immer mit Rat und Tat zur Seite stand, möchte ich heute nun einen kleinen Spendenaufruf für Hamburg Leuchtfeuer starten. Vielleicht hat der ein oder Andere von euch ja noch ein paar Euro übrig und möchte einigen Leuten noch etwas Gutes tun.  Nähere Informationen findet ihr dazu auch noch auf deren Seite.

HLF

 

6 Kommentare zu “Welt Aids Tag 2014 – Schleife zeigen!

  1. Liv

    Ich finde es unheimlich groß und großartig von dir, dass du deine Geschichte und die deiner Mama so mit uns hier teilst.
    Ich war beim Lesen erleichtert, dass es deiner Mama insoweit ‘gut’ geht und du & deine Schwester eine sehr schöne Kindheit hattet.
    Ich wünsche euch allen drein nur das Beste!

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  2. Miss B.

    Ich finde es unglaublich bewegend, offen und auch mutig was du geschrieben hast und danke dir für für diesen privaten Einblick! Das lässt einen wirklich nochmal ganz neu über das Thema nachdenken!

    Liebe Grüße, Miss B.

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    1. Sandra Bartolatus Artikelautor

      Super 🙂 das wollte ich erreichen. Ich dank dir für deine netten Worte und das dir die Zeit zum schreiben hier genommen. Liebe Grüße Sandra ^_^

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  3. Jankes*Soulfood

    Liebe Sandra….
    von Herzen “DANKE” für deinen sehr persönlichen Beitrag, der sicher viele deiner Leser (so wie mich) nachdenklich macht und zeigt, wie wichtigt es ist, das Thema HIV und Aids nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
    Fühl dich spontan geherzt
    Janke

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    1. Sandra Bartolatus Artikelautor

      Danke Liebes :* für deine lieben Worte – ich freu mich total das ich doch einige Menschen damit erreichen konnte. ^_^ Liebe Grüße
      Sandra

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  4. Claudia

    Hey meine Süße ,
    auch ich habe mir den Blog Beitrag gerade durchgelesen .
    Und ich muss sagen das es wirklich sehr sehr schön und persönlich geschrieben ist
    und man merkt wieviel wärme in dir steckt und was du für ein toller Mensch bist <3
    Und das sehen bestimmt viele so .
    Auch die Patientin die weinend in deinem ersten Ausbildungsjahr nachfragte hat, hast du in diesem Augenblick die Seele getröstet <3
    Danke für diesen Einblick .

    Auch den Spendenaufruf werde ich nachkommen , da jeder Euro zählt !
    Hab dich lieb du tolle Frau (Freundin) <3 :*

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